„Organspende als Chance am Lebensende begreifen“
Immer mehr Menschen machen sich Gedanken zur Organspende und über ihre persönliche Einstellung zu diesem Thema. Sie sprechen mit ihren Familien oder anderen wichtigen Bezugspersonen und treffen eine Entscheidung – für oder gegen eine Organspende im Falle ihres Todes.
Diese zu respektieren und ihr zu folgen ist uns ein besonderes Anliegen. Für die Kolleginnen und Kollegen in den Entnahmekrankenhäusern bedeutet dies vor allem eines: nachzufragen, in diesem Moment am Lebensende, wenn es darum geht, ob Organe gespendet werden können. Voraussetzung dafür ist, dass auf jeder Intensivstation und zu jeder Zeit, die medizinische Möglichkeit einer Organspende erkannt und diese den Angehörigen als Option im Rahmen der Gespräche über die Behandlung am Lebensende angeboten wird. Viel zu häufig geschieht das momentan leider noch nicht. Eine vielleicht getroffene Entscheidung des Verstorbenen bleibt so unberücksichtigt - und ein letzter Wille, mit einer Organspende nach dem eigenen Tod Leben zu retten, möglicherweise unerfüllt.
Im Alltag der Intensivstationen das Denken an die Organspende und das Sprechen darüber zu fördern, ist eines unserer wichtigsten Ziele, das wir gemeinsam mit den Transplantationsbeauftragten Ärztinnen und Ärzten in Baden-Württemberg verfolgen.
Wir unterstützen sie dabei, in ihren Kliniken möglichst viele Intensivmediziner und Pflegekräfte zu schulen - in der Erkennung potenzieller Organspender, aber auch in der Gesprächsführung mit den Angehörigen. Diese Gespräche zum geeigneten Zeitpunkt mit dem notwendigen Einfühlungsvermögen gestalten zu können, erfordert ein hohes Maß an ärztlicher Erfahrung, fachlicher Expertise und kommunikativen Fähigkeiten. Dabei schafft mehr Wissen mehr Handlungssicherheit bei allen Beteiligten, und damit auch für die Angehörigen potenzieller Organspender. Nur so kann die Frage nach einer Organspende vielleicht auch für sie zu einer Chance werden. Einer Chance, den Willen des geliebten Angehörigen umzusetzen und so einen Funken positiver Erinnerung mitzunehmen aus einer Situation des größten Verlustes.
PD Dr. med. Christina Schleicher
Geschäftsführende Ärztin der DSO-Region Baden-Württemberg